Social Media Buch Teil 16: Twitter Anleitung – ganz praktisch

Twitter als Microblogging-Dienst ist eine Bereicherung für jeden, der das Internet als wertvolles Informationsmedium betrachtet. Twitter ist hingegen gar nichts für Menschen, die dazu neigen, sich im Web „zu verlieren“, die das Internet als bedrohlichen Zeitfresser wahrnehmen und sich vor der Überflutung von Informationen und Kontakten schützen wollen. Wenn man Twitter nutzt, kostet es definitiv Zeit. Doch in der folgenden Anleitung will ich versuchen, den Gebrauch von Twitter so einzuführen, dass es überschaubar bleibt – als praktisches Nachrichten- und Echtzeitmedium.

Der 1. Schritt: einen Twitter-Account einrichten

Twitter-Mitglied zu werden, ist sehr einfach. Twitter erlaubt es seinen Nutzern, anonym zu bleiben. Im Gegensatz zu Xing und Facebook muss man laut AGB nicht seine wahre Identität offenlegen – was ja auch weltweit zu der schon erwähnten „Graswurzelrevolution“ geführt hat.

Twitter erlaubt auch, mehrere Accounts anzulegen – so viele, wie man möchte. Sie können also durchaus mit Twitter experimentieren, können zunächst einen Anonym-Account erstellen, mit dem Sie Twitter erforschen, und erst in einem späteren Schritt den „offiziellen“, mit dem Sie nach außen hin wahrgenommen werden wollen, um Ihrem Business zu nutzen.

Die Registrierung ist sehr einfach. Man braucht für jeden neuen Twitter-Account eine einzelne E-Mail-Adresse, die man sich am besten bei Google-Mail einrichtet. Google Mail ist sehr vorteil beim Gebrauch von Social Media, da Google viele Zusatzdienste anbietet, die man mit seinen Aktivitäten verbinden kann, wie Google Analytics, Google Reader, Google Docs, Google Kalender, Google Groups, Google Alert usw.

Anschließend empfiehlt es sich, die Google Mail-Adresse mit dem jeweiligen „Haupt-Programm“ für den Empfang von Mails zu verbinden – so dass die Mails von Twitter automatisch an Outlook etc. weitergeleitet werden. Das kann man über die E-Mail-Einstellungen aktivieren – und zwar bei „Weiterleitung und POP/IMAP“ die erwünschte Weiterleitungsadresse eintragen.

Bei der Twitter-Registrierung braucht man außer einer E-Mail-Adresse nur noch einen Twitter-Namen. Dieser Name sollte – wenn man den Account fürs Business nutzen möchte, mehreren Ansprüchen genügen

  • Wiedererkennungswert
  • Identität
  • Seriosität
  • Sympathie und Vertrauen
  • „Ein Bild entstehen lassen“

Häufig bietet sich der Unternehmensname an, doch da Twitter weltweit von ca 160 Millionen Menschen verwendet wird, sind viele Namen ganz einfach schon vergeben, und so kann es einige Zeit dauern, bis man den idealen Namen gefunden hat. Am besten nimmt man sich zunächst ein Papier zur Hand und schreibt mögliche Namen auf, und dann legt man los.

Gute einprägsame Twitternamen aus Deutschland sind zum Beispiel @sixtus, @echt, @hirnrinde, @gallenbitter… doch viele Twitter-Autoritäten twittern auch einfach unter ihrem eigentlichen Namen, den sie mit einem Unterstrich trennen, wie @t_krischak oder @frank_tentler. Einen Twitter-Namen erkennt man immer an dem @ vordem Namen, sehr praktisch zum Beispiel bei Konferenzen, bei denen man das Namensschild mit dem Twitter-Namen bereichert.

Als Nächstes wählt man ein Bild für den Account. Auch hier lässt Twitter die Nutzer völlig frei. Sie können ein Symbol wählen, eine Comicfigur (nur Vorsicht mit Markenrechtsverletzungen und Copyright!), aber Sie können auch bewusst Ihr Gesicht nehmen, um erkennbar zu sein. Bei den Einstellungen empfiehlt es sich zunächst, sich die Neuigkeiten per Mail senden zu lassen (ist schon so voreingestellt). Sonst würden Sie nicht erfahren, ob Ihnen jemand neu folgt oder ob Ihnen jemand eine direkte Nachricht (Direct Message) gesendet hat.

Schritt 2: Twitter verstehen

Twitter besteht aus grob folgenden Faktoren:

Follower: Das sind die Twitter-User, die sich dafür entschieden haben, Ihren Tweets zu folgen. Die Anzahl der Follwer sagt ein wenig darüber aus, wie interessant Ihre Tweets sind.

Followings: Das sind die Twitter-User, deren Tweets Sie folgen – die Tweets, die in Ihrer eigenen Timeline erscheinen. Anhand der Followings kann man sehen, für wen Sie sich interessieren, bzw. mit wem Sie in Kontakt stehen. Das können Zeitungen, Influencer, Prominente, Freunde, Kooperationspartner und/ oder Multiplikatoren sein.

Timeline: Ähnlich wie bei Facebook und Xing sehen Sie in der Twitter-Timeline, was in der letzten Zeit von Ihren Followings getwittert wurde. Je mehr Twitterern Sie folgen, desto mehr erscheint in dieser Timeline. Die Timeline ist bei den meisten Twitter-Usern so rasend schnell, dass man bei Twitter auch von „Flurfunk“ spricht. man erhält immer nur einen zufälligen Ausschnitt vom großen Ganzen – und man darf auch nie den Anspruch verfolgen, alles mitbekommen zu wollen – das wäre unmöglich. Da wichtige Neuigkeiten weitergereicht werden, kann man darauf vertrauen, dass man das wirklich Wichtige auf jeden Fall erfahren wird.

„Was gibt’s Neues“: Hier ist das Feld, um einen Tweet zu schreiben. Es ist also das Zentrum von Twitter. Hier haben Sie 140 Zeichen zur Verfügung, um etwas zu schreiben, was diejenigen in ihrer Timeline sehen, die Ihnen folgen. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, etwas hierhin zu schreiben. Man könnte ja dumm, einfallslos, lächerlich, langweilig, spießig, aufdringlich oder was auch immer erscheinen. Darum verschanzen sich viele bei Twitter hinter Werbebotschaften (die nun wirklich niemanden interessieren) oder neutralen, unpersönlichen News.

Doch ist erst einmal der Bann gebrochen, erfährt man, dass es völlig ok ist, bei Twitter auch mal dumm, einfallslos, langweilig, spießig oder aufdringlich zu schreiben. Es ist auf jeden Fall sehr sympathisch, wenn der perfekte Psychotherapeut sich auch einmal von einer naiven Seite zeigt, oder die taffe Marketing-Expertin mitteilt, dass es ihr heute so richtig schlecht geht und sie auf bessere Zeiten hofft.

Twitter-Befehle: Die wichtigsten Befehle für Twitter sind Retweet, Replie, Direct Message und Hashtags.

RT = Retweet: Wenn man einen Tweet liest, den man für besonders gut erachtet, kann man ihn mit einem einzigen Kick an die eigenen Follower weitergeben. Man klickt einfach auf „Retweet“ und bestätigt, dass man wirklich diesen Tweet weitergeben will.

@ = Antworten oder Mention (Erwähnen): Wenn man auf „Antworten“ klickt, kann man dem Twitterer des Tweets öffentlich antworten – ihm eine öffentliche Nachricht schicken. Dann erscheint sein Twitter-Name  mit dem @ davor direkt am Anfang des Tweets. Will ich ihn nur erwähnen (zum Beispiel, weil ich ihn allgemein an meine Follower weiterempfehlen möchte) erscheint er als „Mention“ weiter hinten im Tweet – erfährt dann allerdings nicht automatisch per Mail, dass man ihn erwähmt hat.

Direct Message = d username: Mit dieser Funktion schreibe ich dem Twitterer eine Mail, die nur für ihn sichtbar ist. So kann man über Twitter kommunizieren, um sich schnell etwas mitzuteilen, was niemand anders mitlesen soll.

# = Hashtag: Mit einer Raute kennzeichne ich Themen bei Twitter. Da sich bei Twitter Gleichgesinnte folgen, werden über die Hashtags Themen fokussiert, die eine bestimmte Gruppe interessieren. Ich kann über die Twitter-Suche ganz oben sämtliche Tweets zu bestimmten Themen finden, die in letzter Zeit veröffentlicht wurden, je nach Suchbegriff sind es mal weniger, mal mehr.

Wuvonline wählte ein #-Thema, das sicher nur wenige Twitter-User interessiert – wer kennt schon den pensionierten Gründer von Bofrost!, und die Delta-Agentur als Social Media Agentur wählte ein Thema, das für sehr viele spannend ist: was passiert eigentlich in 60 Sekunden Internet? Klickt man auf den http-Link, gelangt man zu folgender Seite:

Die Delta-Agentur hat den Tweet gleich mit fünf Hashtags gespickt, um die Grafik möglichst breit „viral“ zu streuen. Falls also nun jemand nach Tweets zu Facebook, Twitter, YouTube, Skype, Google sucht, taucht auch dieser Tweet auf.

Was man noch kennen muss:

Um interessante Links twittern zu können, muss man die entsprechenden URL’s kürzen – sonst passen sie ja nicht in einen Tweet hinein. Will ich etwa den letzten Beitrag zum Buch aus den SteadyNews twittern, sieht die komplette URL so aus:

https://steadynews.de/allgemein/social-media-buch-teil-15-was-genau-ist-twitter-und-wozu-ist-es-gut

Mit Untersützung eines URL-Verkürzers ist mir geholfen – ich bekomme die ellenlange Webadresse in wenige Zeichen verkürzt. Häufig benutzt man dafür http://bit.ly. Ich trage in das Suchfeld die URL ein, und klicke auf „Shorten“. Sofort wandelt der kostenlose Dienst die Web-Adresse um:

http://bit.ly/mC3acV

Das Ziel bleibt gleich, doch aus 102 Zeichen wurden ganze 20. Es bleiben also immer noch 120 Zeichen übrig, um zu erläutern, was ich an der verlinkten Internetadresse so großartig finde. Die Kurz-URL’s kann man übrigens nicht nur für Twitter nutzen. Sehr schön sind sie auch, wenn man Links in Print weitergeben will, oder in anderen Netzwerken wie Xing kurz auf etwas Verlinktes hinweisen möchte.

Der 3. Schritt: Mitlesen lernen

Wenn nun der passende Account eingerichtet ist, beginnt schon der eigentliche Spaß mit Twitter. Man sucht sich aus der ganzen Welt der Themen welche heraus, die einen am allermeisten interessieren: ob Kultur, Politik, Sport, Fernsehen, Comedy, Business, Wissenschaft, Psychologie, Musik, Heimatstadt – oder selbstverständlich Social Media – es finden sich in allen Bereichen so genannte „Influencer“ und „Specialists“, die aktiv und souverän News twittern.

Um sich erst einmal bei Twitter einzufinden, ist es tatsächlich das Beste, erst einmal mitzulesen. Doch wie findet man die besten Twitterer, denen es sich zufolgen lohnt?

Hashtag-Suche

Die Hashtags sind hier wirklich eine gute Unterstützung. Bei http://search.twitter.com/ kann man die Sprache filtern, nachdem man ein – oder mehrere – Suchbegriffe eingegeben hat. So findet man schnell die richtigen Keynotespeaker, ob zu „Burnout“, „Oper“, „Geocashing“, „Dortmund“, „Hunde“ oder „Schuhe“ – die Kunst ist nur, unter der Vielfalt der Twitterern über geschickte Mehrwortsuche die Entscheidenden herauszufinden – eine ähnliche Herausforderung wie bei Google.

Top-100-Suche

Ebenfalls aussagekräftig ist, welchen Twitterern am meisten gefolgt wird. Die Top 100 findet man bei Twittercounter, zunächst weltweit, aber bei entsprechender Einstellung (Zeitzone Berlin) auch im deutschsprachigen Raum. http://twittercounter.com/pages/country?time_zone=Berlin. Dieses Tool ist außerdem sehr nützlich, weil man selbst mit dem eigenen Twitternamen kontrollieren kann, wie viele Follower sich über die Zeit aufgebaut haben – wie also der eigene Einfluss bei Twitter steigt.

Zusammenfassung

Twitter ist ein wunderbares Netzwerk, das den User mit der ganzen Welt verbinden kann. Man kann sich über Twitter unterhalten lassen, informieren lassen, man kann Freunde finden und Neuigkeiten über Nischenthemen erfahren. Man kann interessante Veranstaltungen frühzeitig erfahren und man kann einfach mal staunen und lachen, wenn man die Twitterer findet, die am meisten mit Sternchen (als Favorit markieren) ausgezeichnet wurden. Diese versammeln sich bei „Favstar“  http://de.favstar.fm/.

Natürlich kann man über Twitter auch für das eigene Unternehmen werben, doch das ist für kleine Unternehmen meist eher ein Nebeneffekt. Es sei denn, man veranstaltet häufiger spannende Events für die Zielgruppe der aktiven Twitter-User, da kann man schon wirklich Fans und Freunde gewinnen. Ob Hotel, Veranstalter, Gastronomie oder Restaurant – wenn man die Influencer der Web 2.0-Szene als Kunden ansprechen kann, ist selbstverständlich Twitter unabdingbar, um sie zu erreichen.

Doch dann ist man ja sowieso in der Szene mittendrin und braucht solche Tipps nicht. Die meisten der 460.000 deutschsprachigen Twitter-User (Januar 2011) lesen weit mehr als dass sie selbst twittern. Twitterer, die mehrmals am Tag twittern, gibt es nicht sehr viele. Und Twitterer, die über ihre persönliches Netzwerk hinaus wirklich zu Einfluss gelangen, gibt es noch weniger. Das wird niemandem geschenkt – dafür muss man schon etwas Entscheidendes beitragen.

Zwei Drittel der Twitterer, die mindestens dreimal wöchentlich twittern, haben ein Weblog. Im nächsten Kapitel widmen wir uns der Kunst, Twitter zu managen. Es lohnt sich, da über Twitter der Markt, die Wettbewerber, Trends und das eigene Unternehmen in der allgemeinen Wahrnehmung beobachtet werden können – wir lernen:

Das Twitter-Monitoring

Dies war der 16. Teil aus dem Social Media Buch von Eva Ihnenfeldt, das nach und nach hier erscheint.

Die vorläufige Gliederung des Buchs finden Sie hier:

Social Media Buch

Autorin ist

Eva Ihnenfeldt
PR-Agentur und Social Media Agentur SteadyNews
Rheinlanddamm 201
44139 Dortmund
Tel.: 0231/ 77 64 150
E-Mail: [email protected]

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert