„Wieviel darf ich trinken?“ Promille Selbstversuch beim Medizinisch-Psychologischen Institut

Eva Ihnenfeldt: Ein- bis zweimal im Jahr lädt das Medizisch-Psychologische Institut in Dortmund (MPI) Mitarbeiter der Straßenverkehrsämter ein, an sich selbst die Wirkungen von Alkohol zu testen. Heute war wieder einmal so ein Abend, mit kaltem Buffet und reichhaltigem warmen Essen, mit Ramazotti, Wodka, Whisky, Bier und Wein – und etwa 17 Mitarbeiter aus Dortmund und Hagen waren gekommen, um sich selbst zu testen: „Wieviel Alkohol darf ich trinken?“ und „Mit wie vielen Trinkeinheiten habe ich wie viele Promille erreicht?“

Auch ich war eingeladen worden, doch über den spannenden Versuch in den SteadyNews zu schreiben – und auch ich nahm an dem Versuch teil, allerdings nur halbherzig mit drei Bier a 0,2 l in drei Stunden (lächerlich). Aber ich konnte auch ein bisschen die Probanden aus den Ämtern befragen: was sie so erleben in ihrem Berufsalltag im Straßenverkehrsamt, wie es ist, im öffentlichen Dienst zu arbeiten, und ob ihnen ihre Arbeit Spaß macht.

Doch zunächst interviewte ich die Mitarbeiter des TÜV-Nord, die den Alkoholtest begleiteten: Klaus Peter Kalendruschat, Melanie Lenk und Martina Jacob. Hier ein paar Fakten:

  • Egal ob trinkgewohnt oder trinkungewohnt: Promille bauen sich bei beiden Gruppen gleich auf – nur der Rauschzustand wird unterschiedlich stark empfunden
  • Männer vertragen mehr als Frauen – doch vor allem entscheidet das Gewicht über die Promille
  • Beim Promille-Abbau sind die Trinkgewohnten im Vorteil – doch nur, so lange die Leber noch intakt ist: sie bauen bis zu 0,2 Promille in der Stunde ab, die Wenigtrinker nur 0,1 Promille – Frauen eventuell sogar nur 0,05…
  • Jüngere Menschen bauen schneller Promille ab als ältere Menschen, da sie einen schnelleren Stoffwechsel haben
  • Der höchste Promillewert ist etwa 20 bis 30 Minuten nach dem letzten Schluck Alkohol erreicht – ab da baut sich der Spiegel wieder ab
  • Die Testergebnisse sind häufig ungenau, wenn man erst kurz zuvor noch getrunken hat, da der Restalkohol im Mundraum das Ergebnis beim Blasen verfälscht. Darum vor dem Pusten immer erst den Mund gut ausspülen.

Martina Jacob (MPI), Melanie Lenk (Nord-Kurs) und Klaus Peter Kalendruschat (MPI) schenken den Freiwilligen aus

Und hier nun einige Ergebnisse nach zwei, drei oder vier Stunden Alkoholgenuss (1 Bier ist eine Trinkeinheit – bei 0,2 l)

  • Weiblich, 3 Radler und 5 Wodka in 2,5 Stunden bei 59 kg: 0,22 Promille
  • Weiblich, 4 Bier und 14 Ramazotti in 3,5 Stunden bei 78 kg: 0,75 Promille
  • Männlich, 6 Bier und 14 Ramazotti in 3 Stunden bei 100 kg: 0,76 Promille
  • Männlich, 5 Bier und 10 Wein in 4 Stunden bei 120 kg: 0,85 Promille
  • Weiblich, 1 Wodka und 5 Wein in 2,5 Stunden bei 50 kg: 0,69 Promille
  • Weiblich, 8 Bier in 4 Stunden bei 55,5 kg: 0,6 Promille
  • Weiblich, 10 Bier in 3 Stunden bei 62,5 kg: 0,46 Promille
  • Männlich, 5 Bier und 11 Wodka in 3 Stunden bei 88 kg: 0,86 Promille
  • Weiblich, 3 Bier und 8 Wodka in 4 Stunden bei 65 kg: 0,88 Promille
  • Und ich, 3 Bier in drei Stunden bei 65 kg: 0,14 Promille

Die beiden „Alkohol-Königinnen“ des Abends hatten es bis zu 1,1 und 1,3 Promille geschafft und waren tatsächlich ganz schön betrunken – ich frage mich wirklich, wie man auf 1,6 Promille kommen kann, das sind ganz sicher drei Flaschen Wein – oder 30 Pinnchen Wodka….

Die Dipl.-Psychologen des TÜV Nord (siehe Foto) erzählten, dass die Probanden jedes Mal wieder erstaunt sind, wie viel man trinken darf, um auch nur 0,5 Promille zu erreichen – von Fahrtüchtigkeit ist da oft keine Spur mehr. Sehr wichtig für die Angestellten bei Straßenverkehrsämtern, da sie immer und immer wieder mit Leuten diskutieren müssen, die sich zu Unrecht mit Punkte oder Fahrverbot bestraft sehen. Eine Mitarbeiterin erzählte mir, dass sie tagtäglich diese mühseligen Diskussionen führen muss, die sich ja doch immer im Kreis drehen…

…und eine andere leidgeprüfte Mitarbeiterin meinte etwas resigniert, dass die „Einsichtigen“ und „Netten“ leider gegenüber den Meckeren und Aggressiven im Nachteil sind, da man den Aufgeladenen dann doch mal im Rahmen der Möglichkeiten nachgibt, einfach damit sie endlich Ruhe geben. Oder auch aus Sorge vor einer Dienstaufsichtsbeschwerde, die nun niemand will.

Da ist natürlich der Spaß bei der Arbeit (als ich danach fragte, vermuteten die Angesprochenen tatsächlich Ironie) eingeschränkt und überhaupt scheint zwar die Arbeit bei Ämtern sicherer und lockerer vom Pensum her zu sein als in der freien Wirtschaft – doch mit weniger ermutigender Bestätigung und wenig Gefühl von Erfolg und Weiterentwicklung.

Für mich persönlich war der Selbstversuch schon hilfreich. Ich weiß nun, dass ich, wenn wir essen gehen, ruhig zwei 0,3 l Bier trinken darf – oder zwei Glas Wein (Wein ist ganz schön viel stärker als Bier!). Da bin ich auf jeden Fall im grünen Bereich. Aber drei Glas Wein sind schon riskanter. Ich vermute, da würde ich zwischen 0,3 und 0,5 Promille liegen – denn wenn man über 0,3 Promille hat, wird man bei Fahrfehlern schon bestraft.

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

One thought on “„Wieviel darf ich trinken?“ Promille Selbstversuch beim Medizinisch-Psychologischen Institut

  • Reply sven 3. November 2013 at 18:53

    ich trinke jeden zweiten tag zwei liter weiswein…ich bin 45 jahre alt und 100 kilo schwer …ist das ein problem?

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